Einundzwanzigtausendvierhundertzwölf

Noch 21.412 Minuten.
Dann habe ich es geschafft und werde einen großen Schritt weiter sein.

Ich wünschte mir, die Zeit beschleunigen zu können – zumindest in den nächsten 15 Tagen. Denn das Warten scheint mir in manchen Momenten fast unerträglich.
Die Gefühle sind ein einziges, unbegreifliches Knäuel, welches mein Denken auf einen einzigen Punkt fixiert, den Tag, der mir endlich die lang ersehnte Gewissheit bringen wird.

Ich bin erschöpft.
Denn der Weg bis hierher hat mich sehr viel Kraft gekostet.
Es gab Tage, da fehlte mir der Mut, immer weiter einzudringen in meine Vergangenheit und in mich hinein zu schauen, mich sozusagen von außen zu betrachten und jedes noch so kleine und auf den ersten Blick unbedeutende Detail genau zu analysieren. Aber die Anstrengung hat sich gelohnt. Ich habe etwas Wertvolles gefunden – meine Identität.

Nach so vielen Jahren weiß ich nun endlich, wer ich wirklich bin und warum ich immer anders war und immer anders sein werde. Das ist ein wunderbares Gefühl, in das sich nur ganz selten ein wenig Angst mischt – Angst vor der Endgültigkeit.
Immerhin wird mir mit der Diagnose Asperger-Syndrom eine tiefgreifende Entwicklungsstörung bescheinigt werden.

Aber was bedeutet das schon angesichts der Tatsache, nach so vielen Jahren der oft verzweifelten Suche nach der eigenen Identität endlich sagen zu können:
„Das bin ich!“
?